Golf 8? Niemals!

Sönke Paulsen, Berlin

Ich hatte den Golf 8 als Mietwagen, während mein Golf 7 in der Werkstatt war. Natürlich hatte ich mir schon eine Meinung über das digitale Cockpit und die zahlreichen Gadgets, wie Verkehrsschilderkennung, Spurhalteassistent und intelligente Fahrerüberwachung gebildet. Natürlich war der digitale Golf nicht mein Wunschauto, aber ich war jetzt gewissermaßen zur Probefahrt gezwungen. Ich war voreingenommen.

Leider hat sich meine Voreingenommenheit bestätigt. Das digitale Cockpit ist hässlich und man bekommt über das Radio sogar Werbung für Radiosender auf den Tacho! Eklig!

Auf der Rückfahrt wurde es dann allerdings richtig unangenehm, weil der Spurhalteassistent ständig mitfahren wollte. Die Straßen waren nass und glatt und die ständigen Eingriffe von VW in meine Lenkung waren schon langsam bedrohlich.  Zwischendrin gab es die Botschaft auf dem Display, dass ich doch mehr in der Mitte der Spur fahren sollte. Ich hatte das Gefühl, eine verrückte Schwiegermutter auf dem Beifahrersitz zu haben, die mir ständig ins Lenkrad griff. Wie gesagt, nicht nur unangenehm, sondern auch gefährlich.

Ich habe mich an die Anfangszeiten von Microsoft erinnert, wo jeder der das System kaufte, automatisch zur Versuchsperson wurde.

Nun kann man das ja als zeitgemäß ansehen und sich daran gewöhnen, dass Volkswagen ein besserwisserisches und bevormundendes System in die Fahrzeuge einbaut.  Aber der Golf 8 ist auch sonst nicht gut. Der Motor brummt, wie beim ersten Golf in den Siebzigern. Ein Retroaspekt auf den man verzichten kann. Das Getriebe ist kurz untersetzt und jeder Gang kommt nach kürzester Zeit an sein Ende. Warum? Ist der Dreizylinder nicht flexibel genug?

Schnell ist er schon. Die 170 km/h sind mit der Ein-Liter-Maschine erstaunlich schnell erreicht. Aber im Bereich zwischen 60 km/h und 100 km/h muss man schalten, schalten und nochmal schalten. Der Golf 7 in seiner Grundversion mit 1200 ccm und 86 PS ist da wesentlich entspannter.

Also was ist gut am Golf 8?

Das Armaturenbrett selbst ist ästhetisch gelungen und das Cockpit fühlt sich geräumig an. Ein Hauch edlen Designs, wenn auch mit glattem und billig wirkendem Plastik. In der Stadt war die künstliche Intelligenz, die sogar bestimmt, wann die Sitzheizung angeht, ein bisschen zurückhaltender. Aber nach dem Einparken hatte ich endgültig dies Nase voll. Denn der Seitenspiegel klappte nicht ein. Wo ist das Problem? Er ließ sich auch manuell nicht einklappen. Gibt es keine abgefahrenen Seitenspiegel mehr?

Der Wagen ist einfach nur albern und unausgewogen. Manchmal ist er sogar gefährlich. Übrigens. Was soll ich eigentlich mit dem Autoschlüssel machen? Es gibt kein Zündschloss mehr. Er liegt während der Fahrt nutzlos auf dem Beifahrersitz herum, damit ich ihn beim Aussteigen nicht vergesse. Was für ein blödes Auto!

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