Continental oder Interceptor?

Sönke Paulsen, Berlin

Wer sich für Motorräder nicht interessiert, braucht gar nicht weiterzulesen. Ich beschäftige mich nämlich mit einem kleinen Unterschied zwischen zwei Motorrädern, die sogar den gleichn Motor haben, sich aber sehr unterschiedlich anfühlen. Die Rede ist von der Royal Enfield 650, die es als Interceptor und als Continental (der Cafèracer-Version) gibt. Beide Motorräder sind mir ans Herz gewachsen, aber gekauft habe ich die Continental GT 650 wegen der Optik.

Die Interceptor 650 bin ich im letzten Sommer in Nizza gefahren und war von den Eigenschaften der Maschine hingerissen. Der Motor mit 650ccm klingt so voll und rund, dass ich davon geträumt habe. Diesen Motor wollte ich haben! Das Getriebe ist das Beste, was ich je erlebt habe. Ich konnte teilweise über längere Strecken im langsamen Stadtverkehr von Nizza mitschwimmen, ohne zu schalten. Ein großen Teil meiner Zeit auf den Straßen Nizzas habe ich dabei im ersten Gang verbracht! Es war wunderschön, Auch wenn das Fahrwerk eher ruhig ausgelegt ist und die Kurven gemütlich angeht, habe ich auf den Serpentinen rund um Nizza viel Spass gehabt. Die Enfield ist einfach hinreichend fahraktiv und dabei absolut sicher!

Für meine Beifahrerin waren allerdings die riesigen Auspuffrohre eine Herausforderung. Sie hat sich sogar einmal eine kleine Brandblase zugezogen, als sie unvorsichtig abstieg. Das möchte man für die geliebte Sozia natürlich vermeiden, ist aber leider, wegen der hochgezogenen Rohre nicht ganz ausgeschlossen. Blöd irgendwie.

Auch konnte man sich aussuchen, ob man seitliche Satteltaschen an der Enfield anbringt oder die Freundin mitnimmt. Beides zusammen ging nicht, weil ihre hübschen Beine dann keinen Kontakt mehr zu den Fußrasten herstellen konnten. Ich musste also auf erweiterte Transportmöglichkeiten verzichten. Schade.

Die gleichen Probleme hat natürlich die Continental GT, die ich mir nun in Berlin zugelegt habe. Aber da ich bei der Interceptor schon festgestellt hatte, dass sie keine Reisemaschine für Zwei sein kann, musste ich nicht groß grübeln, ob ich die Interceptor oder die Continental nehme. Die schönere und klassisch elegante Optik der Continental GT hat den Ausschlag gegeben.

Es gab aber noch einen anderen Grund, warum ich nicht die Interceptor sondern die Continental genommen habe. Ich wollte ausprobieren, ob ich mich an die halbliegende Position der Maschine mit Stummellenkern gewöhnen und auf diese Weise besser dem Fahrtwind trotzen kann.

Nun, das Experiment läuft noch. Ich bin in der Einfahrphase. Aber ein bisschen ernüchtert war ich am letzten Sonntag schon. Vierzig Kilometer in dieser stark nach vorn gebeugten Position sind für mich schlicht nicht möglich. Nach ein paar Kilometern will ich mich aufrichten, nehme das Gas weg und fahre einhändig weiter. Was ich bisher für die Coolness von Superbike-Fahrern gehalten habe, erkenne ich jetzt als absolute Notwendigkeit, meinen Rücken zu schonen.

Trotzdem! Man muss sich nicht mehr am Lenker festhalten, um dem Fahrtwind zu trotzen. Man lässt diesen eher über sich hinweg donnern. Das ist schon eine andere Art des Fahrens, die mir auch nicht schlecht gefällt, aber im Reisemodus auf die Dauer nerven würde.

Nur was solls. Ich habe mir die Continental gekauft, weil sie den gleichen Motor und das gleiche Getriebe wie die Interceptor hat und dazu noch deutlich besser aussieht. Das reicht mir als Begründung. Für lange Strecken brauche ich sie nicht.,

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